Festivalbeginn um 18:30 Uhr im Kinofoyer
Unterhaltsames Rahmenprogramm mit Häppchen und Getränken, Tombola mit garantierten Preisen u.v.m.
Mit Gastbesuch von
Franz X. Gernstl
Franz X. Gernstl liest 10-15 Minuten aus dem unveröffentlichten Buch über sein Leben und den Begriff Heimat.
Filmbeginn um 19:30 Uhr
Regie: F. X. Gernstl
Doku/Reiseberich
Erstausstrahlung: BR Fernsehen, 01.01.2019, 18:45 Uhr
„Der Chiemgau ist so ziemlich die schönste Gegend Deutschlands“, behauptet Franz X. Gernstl. Kein Wunder, Gernstl und sein Kameramann HP Fischer sind in Rosenheim aufgewachsen. Für die dritte Folge der neuen Staffel „Gernstl unterwegs“ haben sie ihrer alten Heimat einen filmischen Besuch abgestattet.
Diese hat sich auf den ersten Blick nicht verändert: traumhafte Seen, sanfte Hügel, stattliche Höfe. Eine Bilderbuchlandschaft. Nur Gernstls Frisur ist noch nicht ideal für die Reise nach Hause. Deshalb beginnt man mit einem Friseurbesuch bei der „Waldfriseurin“ Sabine Strobl in Oberbrunn. Neben einem gekonnten Haarschnitt im Freien gibt sie Gernstl auch eine Lebensweisheit mit: Wenn man das Alleinsein so liebt wie sie, kann man auch einen Partner richtig lieben: weil man ihn dann nicht braucht.
Der Chiemsee ist Ruhepol und Rückzugsort auch prominenter Söhne der Gegend. Der Keller Steff ist viel mit seiner Band unterwegs. Aber wenn es die Zeit erlaubt, ist er auf dem See. Ausgerechnet jetzt versagen seine Angelkünste. Der uneitle Steff ist entspannt, er macht sich eher Sorgen um den Fernsehzuschauer: „Ob wir den vielleicht langweilen mit unserer Rumsitzerei?“
Wie lohnend rumsitzen in einer solch schönen Gegend sein kann, erprobt Gernstl auf dem Schellenberg. „Der einzige Biergarten ohne Wurstsalat“, sagt die junge Wirtin Manja Wolf-Voit ganz stolz. Sie hat das Wirtshaus kürzlich übernommen und kocht jetzt konsequent und erfolgreich vegetarisch.
In Grassau besucht Gernstl einen alten Bekannten: den Drehorgelbauer Alois Blüml. Er erzählt amüsiert über seinen eigenen Starrsinn bei der missglückten Erfindung eines Perpetuum mobile. Und erklärt Gernstl den Spruch vor seinem Haus: „Das Ziel ist im Weg“.
Ein illustrer Neuzugang ist Karl Dangullier, die Hippielegende aus München. Der ehemals erfolgreiche Werbefilmproduzent hat seine Karriere nach einem „Gotteserlebnis“ abrupt beendet und danach als „Jesus vom Monopteros“ von sich Reden gemacht. Heute wohnt er „im Garten Eden“ im Chiemgau.
Es ist eine Ansammlung extravaganter Typen, die Kameramann Fischer und Reporter Franz Gernstl in ihrer alten Heimat getroffen haben. Man sagt ja, dass die Landschaft den Menschen prägt. Und vielleicht geht man tatsächlich entspannter durchs Leben, wenn man in einer privilegierten Gegend wie der rund um den Chiemsee wohnt.
Quelle: Bayerischer Rundfunk
45 Minuten
Der Bayer ist gern dahoam, aber er geht auch gerne weg. Der Liebe wegen, für den Job oder um eines Tages wiederkommen zu können. Warum ausgerechnet Holland oder, präzise gesagt, die Niederlande der neue Lebensmittelpunkt für einige Niederbayern, Oberpfälzer, Franken und Oberbayern geworden ist, wird von Franz Xaver Gernstl genau erkundet, Hering-Verkostung als Männlichkeitstest und Dragqueen-Show inklusive. An seiner Seite wie immer HP Fischer (Kamera) und Stefan Ravasz (Ton).
Theresa Huber stammt aus Huglfing, in Amsterdam bietet sie alternative Stadtführungen an. Schnell war sie angetan von den hübschen Häusern, dem Radfahren, der Mentalität der Menschen. Ein großer blonder Holländer hat dazu beigetragen, dass sie geblieben ist. „Seine zweite Frage war, ob ich hetero oder homo bin, so sind die Leute hier“, erzählt Theresa. Eine allgemeine Offenheit in sexuellen Dingen stellt die Oberbayerin bei unseren Nachbarn fest. Die jahrhundertelange Seefahrertradition in Verbindung mit kirchlich geduldeter Prostitution ist wohl der Grund dafür: „Erst Bordell, dann Beichte plus Ablasszahlung. So lief das damals“, erfährt Franz X. Gernstl.
So wie München an manchen Tagen nach Malz riecht, duftet es in der niederländischen Hauptstadt nach Schokolade, wenn der Wind günstig steht. Philipp Kauffmann, Schokofabrikant und gebürtiger Münchner, ist eigentlich studierter Anthropologe und kennt die interessantesten Plätze der Welt wie New York, aber auch die schönen. „Und die sind dort, wo es still ist, wo Natur und bäuerliche Tradition aufeinander treffen. Bayern ist ganz klar einer dieser Orte.“
Der Landshuter Florian Magnus Maier ist im Stress, die Proben in der Amsterdamer Staatsoper schlauchen. Mit einem Freund hat er die Kinder-Oper „Hundeherz“ komponiert, die Musik klingt anspruchsvoll avantgardistisch. Für Maier kein Widerspruch, wenn es um Kids geht; es sei ein Gerücht, dass die Kleinen nur „Kindermusik“ mögen, erzählt er bei einem Kaffee. Vor 22 Jahren kam der Niederbayer in die Niederlande, um Gitarre zu studieren. Wo er hingehört? „Da, wo ich willkommen bin, wo die mir wichtigen Leute sind. Nicht alleine zu sein, darum geht es. Wo das ist, das ist am Ende doch egal.“
Rotterdam ist die aktuelle Wahlheimat der Regensburgerin Stephanie Lehmann. Sie ist Künstlerin und Lebenskünstlerin, wie sie Franz Gernstl berichtet. „Eigentlich fühle ich mich mehr wie ein Baumwesen“, bekennt die Sängerin und Chorleiterin, die gelernt hat, nicht auf das zu hören, was andere über sie denken, wenn sie kopfüber in einer Weide schaukelt und dabei singt. Mit ihren „Herzensliedern“ will sie richtig bekannt werden. Live oder digital ist die Oberpfälzerin zu hören, ihre Wohnung ist zugleich ihr Tonstudio. Eines Tages soll beides wieder in Bayern liegen, „aber jetzt noch nicht!“
Auch Thomas Durner, ein Architekt und Designer, der in Fürth aufwuchs, wollte nicht für immer wegbleiben. So gekommen ist es dennoch. Seine Möbelwerkstatt liegt in Amsterdam Noord. Nach einer Zeit in London lebt er mit seiner holländischen Frau und zwei Kindern nun schon 20 Jahre in der Hauptstadt. „Wenn Du länger wegbleibst, beginnt ein Prozess des Abschiednehmens. Man wird heimatlos, ohne dass das der Plan war“, fasst der Franke seine Erfahrung mit dem Weggehen zusammen. Aber die Verbundenheit zu dem, was ihm in die Wiege gelegt wurde, bleibt. Zum Essen, zum Beispiel. Durner erinnert sich: „Die ersten Jahre, als ich auf Heimatbesuch in Nürnberg war, kam es vor, dass ich bereits im Auto der Bratwurst zugejohlt habe.“
Quelle: Bayerischer Rundfunk
Manja Wolf-Voit: Kein Wurstsalat bei Manja Wolf-Voit. Sie betreibt auf dem Schellenberg den einzig vegetarischen Biergarten im Chiemgau.
Alle Bilder: Quelle Bayerischer Rundfunk